Nachhaltigkeit als Wert­schöpfungs­faktor

Mehr als nur ein höherer Quadrat­meterpreis

Sie sind es, die eine noch so gut und nachhaltig gebaute Büroimmobilie letzten Endes nutzen, und doch werden sie bei den Planungen, Kalkulationen und Gesprächen zwischen Projektentwicklern, Investoren und Finanzierern gerne außer Acht gelassen: die Mieter. Wie man sie von den Vorteilen eines Taxonomie-konformen Objekts überzeugt, gerät schnell aus dem Fokus. Geht es doch in Sachen ESG viel häufiger darum, den gesetzlichen Anforderungen Genüge zu tun und den unternehmenseigenen CO2-Abdruck zu verbessern. Doch bei einem Preisaufschlag von zwei bis fünf Prozent pro Quadratmeter braucht es nach wie vor einiges an Überzeugungsarbeit.

Mehr Wortschöpfung für Nachhaltigkeit

Einmal angenommen, eine Rechtsanwaltskanzlei oder eine Steuerberatungsgesellschaft ist auf der Suche nach neuen Büroräumen. Sie finden ein Angebot mit konventionellen Flächen und eines mit Taxonomie-konformen Räumlichkeiten – das Gebäude kann sich sogar mit einem gängigen Nachhaltigkeitszertifikat schmücken. Die Räume in letzterer Immobilie werden spürbar kostspieliger sein. Wie überzeugt man potenzielle Mieter davon, dass dieser Aufpreis gerechtfertigt ist? Das ökologische Gewissen wird es gegen den Geldbeutel nicht leicht haben. Es braucht mehr als das: Es muss eine zusätzliche Wertschöpfung für Mieter generiert werden, wenn diese sich dazu entscheiden, nachhaltige Büroflächen zu beziehen.

Bei den eigenen Mitarbeitern kann ein Unternehmen in so einem Fall durchaus punkten – speziell bei den jüngeren Angestellten der Millennials und Gen Z, die auf einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt einen größeren Wert legen als vorangegangene Generationen. Aber auch potenziellen Geschäftspartnern kann der CO2-Abdruck des eigenen Büros wichtig sein. Natürlich bleibt stets auch das etwas profane Argument, dass nachhaltigere Räumlichkeiten einen geringeren Energieverbrauch ausweisen und daher mit niedrigeren Nebenkosten zu rechnen ist.

Taxonomie-Konformität – Pflicht oder Kür?

Noch mag es eher die Ausnahme sein, dass in einer Ausschreibung ausdrücklich gefordert wird, dass die Bürostandorte eines Unternehmens strenge Nachhaltigkeitskriterien erfüllen müssen. Doch die ESG-Frage beschäftigt immer mehr Branchen. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieser Fall in den kommenden Jahren immer öfter eintreten wird. Speziell die öffentliche Hand wird von Vorgaben auf Bundes- und EU-Ebene immer früher und stärker gefordert. Bei öffentlichen Ausschreibungen wird die Einhaltung von ESG-Kriterien daher auch immer wichtiger. Nicht nur bei der Ausschreibung selbst sind Nachhaltigkeitskriterien einzuhalten. Ein Unternehmen muss dann insgesamt Taxonomie-konform agieren, um überhaupt berücksichtigt zu werden.

Unternehmen sollten sich so früh möglich auf diese künftigen Änderungen einstellen. Wenn solche Kriterien in wenigen Jahren unumgänglich sein sollten, wird es mehr als nur schlechter Stil sein, den neuen gesetzlichen Vorgaben hinterherzuhinken. Es wird im Zweifelsfall sogar bares Geld kosten. Die „Early Adopter“ werden also ideell und auch wirtschaftlich profitieren. Nicht zuletzt auch deshalb, weil immer mehr Akteure großen Wert darauf legen werden, ihre gesamte Lieferkette transparent und Taxonomie-konform zu gestalten. Und die Gesellschaft selbst wird das ebenfalls immer mehr einfordern.