Gute Lagen bleiben ein knappes Gut

Hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass die Menschen den Ballungszentren den Rücken kehren und mit ihnen auch die Büros sich den Weg in das Umland der Metropolen bahnen werden? Während der Lockdowns hatte so mancher damit gerechnet. Die plötzliche Notwendigkeit von Homeoffice und der damit einhergehende Vorteil, sich das zeit- und nervenraubende Pendeln sparen zu können und sich nach getaner Arbeit in der Natur zu erholen, hatten das nahegelegt. Aber die Realität im Jahr 2022 sieht anders aus.

Die Pandemie hat nicht alles verändert

Zunächst: Der lange Arbeitsweg in die Innenstadt hätte sich in den härtesten Momenten der Pandemie kaum gelohnt. Von zu Hause aus zu arbeiten, war nicht nur möglich, sondern auch sicherer als im Büro, wo man von Kollegen anstecken oder von ihnen angesteckt werden konnte. In der Innenstadt waren zudem sämtliche Restaurants, Kinos, Fitnesscenter, Bars, Friseure und fast alle anderen Geschäfte ohnehin geschlossen.

Natürlich hat sich vieles davon inzwischen relativiert. Doch Homeoffice gehört nach wie vor zum Alltag in vielen Unternehmen – einer ifo-Umfrage zufolge nutzt immer noch ein gutes Viertel der Arbeitnehmer diese Möglichkeit, und auch viele Arbeitgeber bieten sie an, obwohl die Pflicht zum Homeoffice längst nicht mehr gilt. Zudem sind wir mittlerweile in einer völlig anderen Phase der Pandemie.

Große Leerstände in den Metropolen bleiben aus

Selbst in den schlimmeren Phasen der Pandemie blieb die Nachfrage nach Wohn- und Büroimmobilien in den Metropolen hoch und es wurden keine entsprechend steigenden Leerstände verzeichnet. Ganz im Gegenteil: Die zentralen Lagen in den Ballungsräumen sind so beliebt und begehrt wie immer. Wenn Unternehmen ihre Bürostandorte in das städtische Umland verlagern, dann nur aus einem Grund: dem akuten Platzmangel in den zentralen Lagen.

Die klassische Leerstandsquote von drei bis fünf Prozent, die bei Immobilien generell als akzeptabel gilt, war und ist auch bei den Büroflächen in den Pandemiejahren 2020, 2021 und 2022 nicht überschritten worden. Leerstände sind also in überschaubarem Maße vorhanden – von einem für ein Unternehmen bedrohlichen Leerstand von über zehn Prozent, der auch strukturell sein kann, war zumindest großflächig nichts zu spüren.

Abkühlung der Neuvermietung bringt Verschnaufpause

Etwas abgekühlt war in den heißen Phasen der Pandemie allerdings die Neuvermietung, was in der zu jener Zeit herrschenden Unsicherheit ob der Zukunft des Büros mehr als verständlich war. Gleichzeitig hat diese Verschnaufpause allen Beteiligten angesichts einer angespannten Marktlage dringend benötigte Zeit zum Durchatmen verschafft.

Wenn die Preise für Gewerbeflächen in die Höhe schnellen, ist das erfahrungsgemäß kein gutes Zeichen. Wozu das führen kann, zeigte sich in den 1990er-Jahren in Berlin. Nach der Wiedervereinigung hatten die Büropreise in Berlin kurzzeitig Frankfurt am Main überholt, um dann umso stärker abzustürzen. Die Folge waren Pleiten und Konkurse bei vielen privaten wie semiprofessionellen Investoren.

Fazit: Keine Sorge um das Büro

Die weiterhin hohe Nachfrage nach guten innerstädtischen Lagen bedeutet für das Bürosegment mit Blick auf die kommenden Jahre, dass die Wahl des innerstädtischen Standorts nichts an seiner Bedeutung eingebüßt hat, im Gegenteil. Es ist davon auszugehen, dass etwaige Korrekturen infolge des Gewerbeimmobilienzyklus zu einer weiteren Stärkung guter Lagen und einer Abschwächung der Ränder führen werden.